Aus dem Andenhochland: Same same, but different.

Hallo Ihr Herzchen,

heute gibt es mal wieder was zu lesen, und als Schmankerl noch ein paar Fotitos. Ich habe mich mal mehr oder weniger mit der bolivianischen Wirtschaftslage beschaeftigt, wenn man das so sagen kann. Viel Spass beim Lesen, bei akuter Faulheit einfach zu den Bildern scrollen.

Eine sehr auffällige Eigenschaft des bolivianischen Wirtschaftens ist naemlich der Hang zur Imitation. Soll bedeuten, dass hier sehr viele Menschen genau denselben Beruf ausüben, insbesondere den des Händlers. Die Straßen von La Paz sind voll von Leuten, die irgendetwas einigermaßen nützliches verkaufen. Angefangen bei Getränken, Süßigkeiten, Snacks, aber auch Taschentücher, Klopapier und Telefonkarten. Laut unserem Reiseführer wird angenommen, dass es in La Paz etwa 200.000 Straßenhändler gibt. Entsprechend gibt es auch fast keine Supermärkte, da die Stadt schließlich voll von Märkten und eben Straßenhändlern ist. Am Interessantesten daran ist jedoch, dass die Straßenhändler in einer Straße fast immer dasselbe verkaufen. Verneint also ein Händler die Frage, ob er Taschentücher zu verkaufen hat, hat es meist wenig Sinn, seine Kollegen nebenan zu fragen. An einigen Busterminals, Bahnhöfen oder anderen Verkehrsknotenpunkten wird es dann geradezu absurd: 5 – 10 genau identische Straßenläden verkaufen alle exactamente dasselbe. Sie unterscheiden sich lediglich durch Ihren Namen („Su tienda amiga Doña Rosa“ oder „Donde Tía Ana“) und natürlich dem Gesicht der Verkäuferin oder des Verkäufers. Ein Beispiel: Bei meinem Kurzausflug nach Arequipa/Peru vor einigen Jahren suchte ich nach der Ankunft am Busterminal nach einer Karte für die Stadt und sah etwa 20 sehr identisch aussehende Läden. Nach bereits zwei erfolglosen Fragen nach einer Karte fragte ich den dritten Verkäufer: „Glauben Sie, irgendeiner der Läden hat eine Stadtkarte?“ Seine Antwort „Nein, natürlich nicht.“ war mehr als eindeutig. Er kennt ja schließlich das Angebot der anderen ganz genau, ist es doch haargenau dasselbe wie sein eigenes. Und nun überlege sich mal ein jeder, er würde irgendwo einen kleinen Laden eröffnen, und tags darauf macht jemand nebendran denselben Laden mit exakt demselben Angebot auf. Könnte zu Krieg führen, und ist außerdem in den meisten Fällen ziemlich unrealistisch. Rein volkswirtschaftlich betrachtet hat es aber durchaus Sinn und Unsinn, je nach Betrachtungsweise. Marktwirtschaftlich ist es eher Käse, da man ja gerade mit einem unterschiedlichen Angebot mehr Käufer gewinnen könnte. Ansonsten muss man jeden Kunden fünf- oder sogar zehnteilen, und alle Kunden mit anderem Bedarf wegschicken. Darüber hinaus ist der Innovationsgedanke natürlich null, diesem kann man aber generell kritisch sehen. Diese Welt krankt ja nicht an fehlenden Innovationen, sondern an der Verteilung. Verteilungstheoretisch aber hat es eben einen gewissen Vorteil: Jeder kriegt einen, wenn auch verdammt kleinen, Anteil vom Kuchen ab. Der Gewinn aus dem Handel wird unter 200.000 Personen aufgeteilt. Gerade im Vergleich mit Deutschland wird der Unterschied deutlich, Fun Fact: Der Landkreis Heilbronn ist durchschnittlich der reichste Deutschlands. Aber nicht, weil die Menschen dort die fetten Kohlen am Start haben, sondern weil dort der Besitzer von Lidl wohnt und eben unfassbar viele Steuern zahlt. Generell haben die Familien Schwarz und Albrecht (Lidl und Aldi) mittlerweile zusammen ein Vermoegen von etwa 50 Milliarden mit reinem Handel gemacht. Aber eben nicht mit 199.990 anderen Personen geteilt. Und don’t hate the player, hate the game, also jetzt bitte nicht Herrn Albrecht jun. ueberfallen.
Über Kommentare zu diesen meinen Ansichten würde ich mich sehr freuen 🙂

Liebe Grüße
Juanito

Und damit schalten wir weiter zu Nadine mit den Live-Photos vom Tatort:

Der Start unseres 3-Tage-Trips von San Pedro de Atacama nach Uyuni ueber das Wuestenhochland. Die bolivianische Grenze mitten im Nichts.

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Die „Strassen“ hier werden allesamt mit einem grossen 4×4-Jeep befahren.

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In den hot pools auf 4000 Meter Hoehe, perfekte Temperatur.

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An der weissen Lagune, sieht leider nur warm aus, aber die Klamotten verraten das Klima.

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Die rote Lagune…

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…mit einzelnen Flamingos.

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Der beruehmte Arbol de piedra (Baum aus Stein)

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Knuddelige Vizcachas in den Felsen

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Mehr Flamingos in der naechsten Lagune!

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Die Lamas mochten uns leider nicht, also nur Lamahintern im Bild.

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Das Ziel des Trips: Der trockene Salzsee von Uyuni, ueber 10.000 Quadratkilometer aus reinem Salz.

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Das obligatorische Sprungbild von links nach rechts: Nahuel und Teresita aus Argentinien, Johnny und Dini aus Deutschland, Rachel und Jerome aus Frankreich. Hinter der Kamera: Photograph und Jeepfahrer Daniel.

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Unendliche Weiten im Sonnenaufgang. Hinten ein Gringo.

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Die Insel Incahuasi mit Kakteen mitten im Salar. Ein absurd-schoener Anblick.

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Die beruehmten Trickbildern im Salar. Rachel, Jerome und Johnny bei der Arbeit. Siehe in der Mitte unser Reise-Maskottchen Jonni.

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Die Prinzessin und der Froschkoenig aka der Gorilla.

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Hoppe, hoppe, Reiter.

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The evolution of men.

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Die Rallye Dakar kommt hier vorbei, alles ist vorbereitet.

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Das Ende unserer 3-Tagestour auf dem Eisenbahnfriedhof von Uyuni.

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Hier ein absoluter Schnappschuss einer „Cholita“ mit Lamas und Schafen, aus dem Bus heraus photographiert. In Bolivien ist die traditionelle Tracht neben der westlichen Kleidung weiterhin alltaegliches Kleidungsstueck.

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Der Cerro Rico (reicher Huegel) von Potosi. Hier wird bereits seit 500 Jahren Silber aus dem mittlerweile voellig durchloecherten Berg geholt, unter immer noch sehr schwierigen Arbeitsbedingungen. Man nimmt an, dass seit der Kolonialzeit etwa 8 Millionen Indigene bei der Arbeit im Berg umgekommen sind.

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Auf dem Franziskanerkloster von Potosi.

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Und in dessen Gruft unterhalb der Kirche.

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In Potosi gibt es viele schoene Kirchen, die als Weltkulturerbe anerkannt sind.

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Es wird dunkel in Potosi. Und kalt. Sehr kalt. Auf 3900 Metern.

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Der Ausflug in die Mine. Die Minengesellschaft verdient immerhin durch die Touren mit, und man bringt den Mineros nuetzliche Dinge wie Limonade, Coca-Blaetter und Dynamit (!) mit.

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Eine Statue des „Tio“ (Onkel), die es in jeder der Minen gibt. Er ist der Herrscher ueber die Minen und kriegt Opfergaben wie Schnaps (95%, nicht gerade lecker) und Coca-Blaetter, um ihn zu besaenftigen.

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Und das war es schon wieder von uns. Wir sind aktuell in Cusco, Peru und haengen etwas nach mit dem Blog. Also abwarten und Tee trinken 😉

Abrazos y besitos

Dini und Johnny

 

 

4 Gedanken zu „Aus dem Andenhochland: Same same, but different.

  1. Mensch, Juanito. An dir ist ein Ökonom verloren gegangen. Mir wäre ja irgendwas zwischen den Mimikri Läden und den Aldi Brüdern recht – so im Sinne eines gesunden Mittelmaßes aka zurück zu den Tante Emma Läden oder eben regionale Supermärkte.

    Ansonsten kann man euch zu eurer kleinen Reise nur beglückwünschen! Sagenhaft! Weiterhin alles Gute 😉

    Eine Frage müsst ihr mir aber noch beantworten: wer macht bei euch die Landschaftsfotos? Die sehen gekonnt aus:-)

    Viele Grüße aus der S-Bahn nach Bad Homburg…

    • Huhu, danke für die Blumen 😉 Die Bilder machen wir zwar eigentlich beide, aber da trägt Dini den Löwenanteil, also thanks and praises to her!
      Liebste Grüße
      Johnny

    • Hola Teresita,
      Que bueno que te gustan las fotos! Quizas se puede leerlo con traductor google, pero hace muchas faltas jaja.
      Abrazos y saludos a ustedes
      Nadine y Johannes

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