Der deutsche Patient in „Sexy Woman“

Liebe Genossen,
bereits am Ende unseres Aufenthalts in Neuseeland ahnten wir abergläubischen Kreaturen bereits schlimmeres: Die wunderbaren Kiwi-Wochen mit Ihrem viel zu sonnig-warmen Herbst sollten sich noch rächen, im Leben gleichen sich Glück und Unglück ja nur allzu oft aus. Aber wie? Das Wetter in den Hochebenen der Anden ist um diese Jahreszeit mehr als stabil, im Winter bleibt es praktisch immer sonnig und etwas kühl. Und doch nahm das Unheil bereits nach einer Woche in Südamerika seinen Lauf. In unserem 24h-Nachtbus nach Salta (Nordargentinien) bekam Johnny eine hartnäckige Erkältung ab, die ihn von dort fast 2 Wochen über San Pedro (Chile), Uyuni und Potosi (Bolivien) begleitete. Hinzu kamen auf dem Grenzpass von Salta nach San Pedro die ersten Bekanntschaften mit der Höhenkrankheit. Nach einem Anstieg von 1500 m auf 4800 m musste man oben an der Grenze aussteigen, um einzureisen und das Gepäck durchsuchen zu lassen. Leider kam Dini mit der dünnen Luft überhaupt nicht zurecht, und musste bereits nach wenigen Minuten ins „Sauerstoffzelt“ gebracht werden. Nachdem sie dort versorgt wurde, fand Johnny unseren Busfahrer lustigerweise in lauter Diskussion mit den Grenzbeamten, da angeblich zwei Personen fehlen würden. Und das, obwohl der Busfahrer höchstselbst die Krankenschwester gerufen hatte. Und jetzt machte er gerade ein Riesentheater, Dini müsste dringend zurückkommen und einreisen. Johnny konnte ihn aber überzeugen, dass man vielleicht doch lieber die Sauerstoffversorgung abwarten solle. Ein Gedächtnis wie ein Wirbeltier, der Typ!

Ein paar Tage später, auf unserem 3-Tages-Trip von San Pedro nach Uyuni, wurde es erneut schwierig: Das „Hostel“ für die erste Nacht lag auf fast 5000 Metern und war völlig ungeheizt, da gab es nachts ordentliche Kopfschmerzen. Tagsüber hatten wir uns noch von den Coca-Blättern unseres Jeep-Fahrers bedienen können, das linderte die Beschwerden einigermaßen, nachts war aber keine Hilfe in Sicht. Die Coca-Blätter sind hier jahrtausende altes Kulturgut, und werden oft bei der Arbeit gekaut. Kein Wunder, schließlich halten sie ewig wach, bringen den Kreislauf in Schwung und unterdrücken das Hungergefühl. Es hat aber, falls sich jemand wundert, nicht wirklich viel mit dem weißen Pulver zu tun, und ähnelt eher einem starken Kaffee. Nichtsdestotrotz ist natürlich ein nicht unbedeutender Anteil der weltweiten Kokain-Produktion auf Coca-Blätter aus Bolivien zurückzuführen. Sämtliche Versuche, den Coca-Anbau zur Kokain-Produktion im Land zu bekämpfen, werden mittlerweile als gescheitert betrachtet. Und solange weltweit weiterhin eine hohe Nachfrage besteht, wird es wohl weiterhin illegale Drogenproduktion im Land geben.
Die nächste und wohl peinlichste Episode unserer Krankenakte nahm in Sucre ihren Lauf. Wir hatten auf dem Markt in Tarabuco Lebensmittel zum Kochen eingekauft, und spontan unsere Freunde Rachel und Jerome, mit denen wir bereits auf unserer Uyuni-Tour und in Potosi unterwegs waren, zum Essen eingeladen. Leider war Johnny der einzige, der die Nacht nach dieser Schicksals-Mahlzeit unbeschadet überstand. Doch fairerweise bekam er es auch, mit etwas Verspätung, zwei Tage später zu spüren. Da die Magenprobleme auch einige Tage später nicht vollständig weggingen, wurde uns eine Antibiotica-Kur angeraten wurde. Die hier ansässigen Bakterien kriegt man wohl auf herkömmlichem Weg nicht so einfach weg, wenn man die hiesige Ernährung nicht gewöhnt ist.

Neben einer geringfügigen Erkältung und entzündeter Mückenstiche blieben wir dann immerhin in Peru (und dann auch in Toronto) gesund. Und von unserer Peru-Reise gibt es natürlich auch wieder ein paar Photos:

 

Nachgereicht: Auf der Isla del Sol im Titicaca-See mit den Anden im Hintergrund.

IMG_8926

Das teuerste Photo aller Zeiten: Da machen wir ein Photo von einem Alpaca am Wegesrand, kommt ein kleines Mädchen und nimmt uns dafür Kohle ab: „Das macht 2 Bolivianos, ach ne, meine Freundin braucht ja auch was, also 4 Bolivianos.“ Skandal!

IMG_8963

Immer noch die Isla del Sol. Teilweise erkennt man die terrassierten Hänge, mit denen hier Landwirtschaft betrieben wurde (und wird).

IMG_8969

Das geniale Mauersystem der Inca in Cusco, ohne Mörtel, nur mit perfekt passenden Steinen. Lustigerweise sind die Bauten der Spanier immer wieder durch Erdbeben eingefallen, während diese Mauern nun schon 600 Jahre ohne Probleme überstehen.

IMG_8977

Die Inca-Statue auf dem Hauptplatz von Cusco.

IMG_9003

In den Museen gibt es tolle alte Kunstgegenstände aus der Vor-Inka-Zeit. Neben den Inka gab es noch viele andere Hochkulturen dort, wie die Tiwanaku, die Nasca und die Chimu. Diese Figuren müssten von den letzteren sein, und sind unserer Meinung nach sehr viel schöner als die Kunsthandwerke der Inka. Die Chimu lebten gleichzeitig wie die Inka, und wurden von diesen irgendwann erobert.

IMG_9061

Im schönen Innenhof eines Museums mit religiösen Kitschgemälden

IMG_9283

Während unseres Aufenthalts war gerade Volksfest zur Sonnenwende mit vielen Umzügen, auch hier wird dabei nicht mit Kritik gespart. Der besoffene Dorfbauer scheint hier ein nicht gerne, aber doch oft gesehenes Bild zu sein.IMG_9016

Und hier ein Smartphone, das seinen Besitzer knechtet. Hintendrauf natürlich ein Apfel, wie es sich gehört.

IMG_9034

Sicht auf das Zentrum von Cusco von oben.

IMG_9084

An einem Abend gab es auch ein tolles Feuerwerk über der Stadt.

IMG_9105

Und dazu noch eine Musik- und Lichtshow, ganz schön schranzig!IMG_9111

Für das Volksfest kommen tagelang Menschen aus vielen Teilen der Andenregionen und tanzen auf den Umzügen. Dabei hat jede Gemeinde ihre eigene Tracht.

IMG_9381

 

Die Regenbogen-Flagge steht für die Vielfalt der Andenkulturen, und wird hier viel öfter verwendet als die tatsächliche peruanische Flagge.IMG_9393

Uuuund…action!

IMG_9411

Praktisch jede Trachtengruppe wird von einer Band begleitet, wobei auf dem gesamten Umzug höchstens 3 unterschiedliche Melodien gespielt wurden.

IMG_9470

Der Inca! Am letzten Tag des Festes zieht er durch die Stadt und hoch zur Festung Sacsayhuamán, wo eine große Sonnenzeremonie gefeiert wird.

IMG_9477

Die Festung Sacsayhuamán wird von den einheimischen gerne als „Sexy Woman“ verarscht, da die spanglische (spanisch-englische) Aussprache dem ziemlich ähnlich klingt (Sacsay – huaman). Sie liegt nur wenige Kilometer überhalb der Stadt.

IMG_9347

Hier gibt es eine natürliche Rutsche – jiiipiiiie!

IMG_9343

Die umliegenden Inca-Bauten von Cusco haben wir per Pferd erkundet. War sehr schön, außer als sich ein Pferd mit dem Bein in Stacheldraht verfangen hatte. Kurios außerdem, dass der Reitführer den Stacheldraht danach wieder auf dem Reitweg abgelegt hat. Wenn das wieder passiert, nennt man das wohl Schicksal.

IMG_9311

Auf dem Weg nach Maccu Picchu. Die Inca haben sich den schönsten Ort überhaupt für ihre Tempelstadt ausgesucht.

IMG_9121

In der Billig-Variante muss man nach Maccu Picchu erst 7 Stunden Auto fahren und dann 3 Stunden den Schienen entlang laufen. Erst am nächsten Morgen um 5 Uhr gehts dann hoch. Man beachte bitte das Schild!IMG_9143

 

Ja, hier fährt sogar noch ein Zug. In der anderen Richtung fährt dieser Zug auch in die Nähe von Cusco, kostet aber relativ viel Geld. Wir haben eine Mischung genommen, per Auto und zu Fuß angereist, und per Zug wieder zurück.IMG_9159

Und schon ist der nächste Morgen. Nach einem anstrengenden Aufstieg (die meisten Faulpelze fahren mit dem Bus) ist Maccu Picchu noch in Nebel gehüllt.IMG_9173

Während sich der Nebel verzieht, wird die Aussicht minütlich schöner.

IMG_9177

 

…und die umliegende Bergwelt erscheint. Ein Blick für die (Sonnen-)Götter.IMG_9178

Auf dem Weg zum Berg Maccu Picchu oberhalb der Tempelanlagen. Tipp: Wer hier auch hochwill, sollte nicht vorher schon zu Maccu Picchu gestiegen sein 😉

IMG_9203

Wie aus dem Reiseführer.IMG_9235

Der mit dem Lama tanzt! Dieses freche Früchtchen wollte unsere Banane klauen, und es ging etwas zur Sache, auch handgreiflich. Zum Glück können die Viecher nicht boxen!IMG_9242

Tja, die Aussicht ist hier fast spektakulärer als die Tempel selbst.IMG_9253

Ooooh…just the two of us!

IMG_9263

Dann gings weiter nach Nasca, zu den berühmten Linien im Sand. Lohnt sich allerdings nur wirklich, wenn man bereit ist in eines der kleinen Propeller-Flugzeuge zu steigen, die dauernd abstürzen. Und nein, das haben wir nicht getan. DIe Landschaft hier ist allerdings so karg und grau, dass man sich fragen muss warum die Menschen hier gesiedelt haben.

IMG_9489

Von einem Aussichtsturm kann man aber wenigstens ein paar Figuren sehen.

IMG_9490

 

In der Landschaft gibt es einige Oasen, und dazwischen ziehen Wanderdünen durchs Land. Da wird die Busfahrt zugleich zur Panorama-Reise.IMG_9507

Und schließlich Lima. Das Wetter ist hier die meiste Zeit des Jahres so, die Sonne kommt selten raus.

IMG_9527

Im Parque del Amor, knutsch knutsch!IMG_9531

 

Hier wieder eine typische Szene: All diese Restaurants verkaufen exakt dasselbe, und auf der Rückseite sind nochmal genau so viele. Abgrenzen lassen sie sich durch den Namen und die Farbe der Tischdecken ihrer Plastiktische.IMG_9567

Die Pelikane sind hier alles andere als scheu.

IMG_9561

Und zu Mittag gibt es Ceviche, roher Fisch in Zitronensauce. So lecker!IMG_9538

Und damit endet das Kapitel Lima schon wieder. Die Innenstadt konnten wir leider nicht mehr sehen, da unser Flugzeug einen Tag früher ging als wir dachten. Dies bemerkten wir auch erst beim Online-Check-in („Moment der geht ja schon heute Abend“), also war keine Zeit mehr. IMG_9570

Und ein paar Photos von Toronto schieben wir nächste Woche noch nach.

Bis dahin

Jadine und Nohnny

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert